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Materialschüttung im See

Projektänderung Seegrundsanierung Uetikon: Die Altlasten bleiben für immer im See





Das Containerlager am See – in solchen Containern wären 9800 m3 Altlasten abtransportiert worden, eigentlich… – jetzt bleiben sie im See


Blei, Zink, Cadmium, Uran, Radium…: Während 200 Jahren hat sich vor dem Chemieareal einiges auf dem Seegrund angesammelt. Die Belastung gilt gemäss Kanton als „hoch bis sehr hoch“ und das Freisetzungsrisiko als „mittel bis hoch“ – da das ganze im Trinkwasserreservoir Zürichsee liegt, hat der Kanton gesagt:

„Diese Stoffe haben da nichts verloren“.

Seit letzten Sommer läuft deshalb die Sanierung….
NUR: Seit Januar 2022 ist es eine beschlossene Sache, dass mindestens die Hälfte der Schadstoffe (bei der Radioaktivität sogar der grösste Teil) für immer im See belassen wird.
Das wurde 13 Monate vor der Bevölkerung verheimlicht. Die Lobby für Uetikon ist der Meinung – diese Thema gehört auf den Tisch und muss diskutiert werden.

Die Lobby für Uetikon ist vom Strahlenschutzfachmann Marco Bähler auf die Projektänderung aufmerksam gemacht worden: Auf dem ufernahen Streifen von ca. 25 m Breite und total 16’000 m2  [1] Fläche werden die Altlasten vollständig im See belassen – im ursprünglichen Projekt wären hier insgesamt 9800 m3 stark bis sehr stark kontaminierte Altlasten aus dem See entfernt worden.
Pikanterweise befinden sich in diesem Sektor hohe Uran- und vermutlich Radiumkonzentrationen. [2] Es ist zu früh, abschliessend zu beurteilen, ob das eine inakzeptable Lösung ist – aber die Lobby für Uetikon sieht dringenden Diskussionsbedarf, da dieses Vorhaben unter Geheimhaltung an der Öffentlichkeit vorbeigeplant wurde.


Um die Diskussion weiterzutreiben, hat Marco Bähler am 08.05.2023 folgenden Lesebrief an die NZZ geschickt:

“Fast wäre es dem AWEL, der ehemaligen Chemie Uetikon und der Gemeinde Uetikon gelungen, den mengenmässig grössten Teil der Altlasten mit Überdecken zu «sichern»! Die billigste von 8 (A bis H) im Laufe der Zeit entwickelten Varianten! Das AWEL preist sie als sanfteste Variante an, ein Pionierprojekt soll es gar sein!

Fast alle sind sich einig: Ungeschickte Kommunikation. Es wurde aber nicht nur schlecht kommuniziert; es wurden auch gesetzliche Vorgaben verletzt. Sowohl die Aarhus-Konvention, welche die Schweiz 2014 ratifiziert hat, als auch das IDG des Kantons wurden missachtet: es besteht eine rechtzeitige Informations-Bringschuld der Behörden bei Angelegenheiten von grosser Umwelt-Relevanz.

 Unfassbar, dass die Gemeinde Uetikon in dem Artikel so glimpflich davonkommt, ist sie es doch, welche als Erste die Einwohner informieren müsste und dies sträflich versäumt hat! Sie sollte die Verantwortung nicht an den Kanton delegieren. Es ging so weit, dass die Gemeindebehörde auf ein Akten-Einsichtsgesuch nach IDG antwortete, keine radiologisch relevanten Dokumente zu besitzen, man möge den Kanton fragen. Dies, obwohl die drei Sanierungs-Verfügungen des Kantons, welche auch an die Gemeinde gingen, das Thema Radioaktivität insgesamt 24 mal ansprechen.

Zum Thema Sicherheit: Meines Erachtens nimmt die Sicherheit der Sanierung durch die geplante Überschüttung ab: Schon mehrmals ist in der Region der Seegrund abgerutscht, zb 1955 direkt vor der Fabrik. Damals rutschte sogar Material unter der Ufermauer, welche auf drei Reihen Holzpfählen steht, durch. Eine grosse «Unterwasserlawine» wurde nach Ansicht von Experten vom grossen Basler Erdbeben im Jahre 1356 ausgelöst. Die Spuren sind noch gut sichtbar, unweit westlich der Fabrik. Die Abrisskante befand sich 2.5 Meter unter dem Wasserspiegel. Wiederholt sich so ein Beben, wird wahrscheinlich der ganze, zusätzlich beschwerte Giftmüll abrutschen. Ein Worst-Case, der sich aber verhindern lässt, wenn man JETZT gründlich saniert und keine Billiglösung bevorzugt.
noch zum thema blickpunkt uetikon: er hat zwar meinen leserbrief veröffentlicht, konnte es aber nicht lassen, einen zentralen satz zu verhunzen und zwar denjenigen in der mitte des briefes. dort schrieb ich im original:
„am ende des artikels lese ich: „was auch gesagt werden muss: die ängste der uetikerinnen und uetiker hinsichtlich der zuschüttung hat man zuvor unterschätzt.“

NEIN: es sind nicht „die ängste“, welche man durch schöne worte beruhigen könnte: es sind fundierte argumente und eine verantwortungsvolle einstellung gegenüber unseren nachkommen, welche diese „pionierleistung“ als das erkennen, was sie ist: die auf geiz und grössenwahn beruhende fantasie, dass sich die natur berechnen und somit beherrschen lasse. warum muss der blickpunkt unsere argumente zur angst umerklären? warum kann er den begründeten widerstand nicht als solchen akzeptieren?”




Schadstoffverteilung Uran. Ein Grossteil liegt im Bereich, der überschüttet wird 




Ursprünglich geplante Abtragungstiefe – im revidierten Projekt werden nur noch die flachen Schichten draussen im See saniert (graue und pinke Schattierungen), fast überall wo ursprünglich eine tiefe Sanierung geplant und vom Unternehmer offeriert wurde (violette Schattierungen), werden die Altlasten jetzt überschüttet


Die Lobby für Uetikon ist ein Verein von engagierten UetikerInnen, die sich für ökologische, soziale und kulturelle Anliegen in der Gemeinde einsetzen.
Aktiv mitgetragen wird die «Lobby für Uetikon» von den Dorfparteien Mitte, Grüne und SP.
Der Verein richtet seinen Fokus auf die langfristige, positive und nachhaltige Entwicklung der Lebensqualität unter besonderer Beachtung ökologischer und raumplanerischer Aspekte. Der Verein unterstützt den Aufbau und die Pflege lokaler Strukturen in der Gemeinde. Der Verein setzt sich für Förderung des respektvollen Umgangs miteinander und den Dialog unter den Generationen ein. Er arbeitet zusammen mit Parteien, Vereinen und Institutionen, die gleiche oder ähnliche Ziele verfolgen. (§2 Zweck des Vereins gemäss den Vereinsstatuten)

In der öffentlichen Information (einsehbar auf „Chance Uetikon“) hat der Kanton 2021 betont: „Der See ist ein Trinkwasserreservoir – in einem Trinkwasserreservoir haben diese Stoffe nichts verloren“. Wieso diese Aussage nicht mehr stimmt, müsste schlüssig erklärt werden.
Da der Variantenentscheid des AWEL auf teils unhaltbaren Annahmen und zu wenig Fakten basiert und da die beantrage Projektänderung sowie das durchgeführte Bewilligungsverfahren rechtlich fragwürdig ist, reicht die Lobby beim Baurekursgericht des Kantons Zürich Rekurs ein.

Damit die Erfolgsaussichten des Rekurses intakt sind, ist die Lobby auf juristische Unterstützung angewiesen. Wie bereits bei der Eingabe erfolgt, engagieren sie eine auf Umweltfragen spezialisierte Rechtsanwältin. Vor allem ihr Aufwand betreffend Einsprache und Rekurs aber auch die je nach Gerichtsentscheid anfallenden Verfahrenskosten werden sich auf mehrere Zehntausend Franken belaufen. Dieser Betrag überfordert das Budget der Lobby bei weitem. Deshalb sind sie auf Ihre finanzielle Unterstützung angewiesen.

Die Lobby für Uetikon bitten Sie deshalb um Spenden, entweder per TWINT oder auf der Konto CH37 8080 8005 2312 6201 2 lautend auf Verein Lobby für Uetikon, 8707 Uetikon am See.

Mehr Informationen dazu auf «lobby-fuer-uetikon.org».


[1]Das ist weniger als ein Drittel der sanierungsbedürftigen Fläche. Da aber immer schon klar war, dass in diesem Teil die mächtigsten Schichten liegen (siehe Anhang) werden mindestens die Hälfte der ursprünglich zu entfernenden Stoffe im See bleiben – die jetzt zusätzlich entdeckten Belastungen in tieferen Schichten nicht mitgerechnet. Bei den radioaktiven Stoffen liegt aufgrund der Karte zur Urankonzentration weit über die Hälfte (Anhang) der Belastung in diesem Bereich.
[2]Der Lobby liegen detaillierte Dokumente vor, die der Kanton aufgrund des Öffentlichkeitsprinzips auf Anfrage zugestellt hat. Die Abschätzungen in diesem Text sind aufgrund dieser Dokumente gemacht.